Vor 50 Jahren:

Glas-Automobile mit Zahnriemen

Vor 50 Jahren fuhren auf unseren Straßen Autos der Marke GLAS. Es waren Kleinwagen oder Limousinen, Coupés, Cabriolets der Mittelklasse oder- ganz selten- auch exklusive V8-Wagen, vielleicht auch noch einige GOGGO-Roller – alles Erzeugnisse der HANS GLAS GmbH ISARIA-Maschinenfabrik in Dingolfing/Bayern.

 

Was man den GLAS-Autos nicht ansah: ihre Motoren hatten als erste einen Antrieb der Nockenwelle durch Zahnriemen. Das Fahrzeug von 1962, der Typ GLAS S1004, war das weltweit erste Automobil mit einem Motor dieser Antriebsart im Serienbau. Ein Familienunternehmen, ursprünglich eine Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen, hat diese Pioniertat vollbracht.

 

Juniorchef Andreas Glas besuchte 1949 eine Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen in Verona. Dort hatten ihn die flinken italienischen Motorroller sehr beeindruckt. Nach seiner Rückkehr begann er mit der Vorbereitung der Produktion eines eigenen Motorrollers im elterlichen Unternehmen. Von 1951 bis 1957 wurden fast 50 000 GOGGO-Roller hergestellt.

GLAS erkannte rechtzeitig, wie andere Motorradhersteller auch, Mitte der 1950er Jahre das Ende des Motorrades als alltägliches Beförderungsmittel. Zu groß war der Wunsch nach einem Dach über dem Kopf. 1955 überraschte dann GLAS- förmlich aus dem Nichts- die deutsche Autowelt mit einem Kleinwagen, dem GOGGOMOBIL, der sich aus einem Angebot von einem halben Dutzend in Größe und Leistung vergleichbarer Fahrzeuge am besten verkaufte. Bis 1968 wurden, zuletzt unter BMW-Regie, weit über 200 000 GOGGOMOBILE hergestellt.

Der Erfolg des GOGGOMOBILs schuf Voraussetzungen für einen weiteren Aufstieg und Ausbau der PKW-Produktion – zunächst mit Fahrzeugen der unteren und dann der echten Mittelklasse. Während große deutsche Automobilhersteller verbesserte Vorkriegs-Motorenkonstruktionen durch die Jahrzehnte schleppten, zogen die Konstrukteure bei GLAS 1961/62 alle Register des modernen und zukunftsweisenden Motorenbaus: obenliegende Nockenwelle, Antrieb durch Zahnriemen, V-förmig hängende Ventile, Querstrom-Zylinderkopf, vollgelagerte Kurbelwelle – und Kunststoffe. BMW verwirklichte zur gleichen Zeit mit dem Motor der „Neuen Klasse“ eine ähnlich wegweisende Motorkonstruktion.

In rascher Folge produzierte GLAS nun PKWs von 1 bis 1,7 Liter Hubraum in 14 verschiedenen Karosserievarianten. Höhepunkt und Endpunkt des Glas-Autobaus war ein luxuriöses BMW-Coupé, das bis 1968 – zuletzt bei BMW- gebaut wurde.

Bereits Mitte der 1960er Jahre zeigten sich bei GLAS die Grenzen von Produktion, Kapitaldecke und Absatz.

Den Zusammenbruch der GORGWARD-Gruppe (BORGWARD HANSA, LLOYD) 1961 vor Augen, entscheiden Hans Glas, die vor allem die Arbeitsplätze erhalten wollten, das Werk 1966/1967 an BMW zu verkaufen. Damit war „GLAS“- nach „BORGWARD“ der allerletzte „Selfmademan“ im damals fast hundertjährigen deutschen Automobilbau.

Kein Bauteil eines modernen Automotors ist so untrennbar mit dem Namen eines Automobilherstellers verbunden, wie der Zahnriemen mit GLAS. Wer GLAS sagt, meint Zahnriemen oder GOGGOMOBIL!

Wenn auch die GLAS-Autos von unseren Straßen verschwunden sind, geblieben ist – weltweit – der Zahnriemen!

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