Der Preis ist heiß
Aber auch Show
Für unter 10.000 Euro steht der Kia Rio in der Preisliste, aber auch nur dort und nicht beim Händler.Wir haben ihn getestet – als doppelt so teures Modell
Trotzdem, das Markenimage hat sich gewandelt und – wie mir scheint – ist das auch schon bei den Kunden der koreanischen Marke angekommen. Man fährt nicht mehr “bloß“ einen Kia, nein, man fährt Kia und steht auch dazu. Dies drückt sich nicht nur bei den Modellen der gehobenen Klasse wie Optima, Sorento und Co., sondern auch bei den einstigen Billigmodellen wie dem Rio aus. Er bewegt sich an der Schwelle vom Kleinwagen zur Kompaktklasse. Bisher galt dieser Typ nicht als Zeichen für guten Geschmacks oder besonderer Technik-Affinität. Da ist die neue Optik schon ein gewaltiger Sprung. Die Karosserie ist ebenso muskulös wie wohlproportioniert schon eine Benchmark in dieser Klasse.
Die Form genügt nicht, um Modell und Marke neu zu positionieren, hierzu ist schon ein zweiter Blick nötig. Fugen und Verarbeitung sind im Detail hochwertig ausgeführt; auch das Interieur kann gefallen. Die von uns gefahrene Variante hatte durchaus Premium Qualitäten mit ihrer Drucktasten-Klimaautomatik, einem Multifunktions-Lenkrad. Aber leider war im Preis von 18.690 Euro kein Navigationssystem enthalten. Die Instrumentierung ist okay, aber die Anzeige in Rot für den Bordcomputer ist unglücklich und bei Sonnenschein fast nicht ablesbar. Ein klarer Minuspunkt. Hochwertigere Sitzpolster würden auch nicht schaden. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass Kia in einem einzigen Sprung die Japaner praktisch überholt hat.
Etwas weniger überzeugt das Fahrwerk des Rio. Es basiert prinzipiell noch auf dem Vorgängermodell, wurde allerdings in vielen Komponenten verstärkt. Die Karosserie wurde steifer, das Gewicht blieb relativ konstant. Wunder hat man damit nicht geschafft. Die elektrische Servolenkung vermittelt wenig Fahrbahnkontakt, im Grenzbereich untersteuert der Rio deutlich. Die Federung und das niedrige Geräuschniveau erfreuen. Und auch das Platzangebot sorgt dafür, dass man sich im Rio wohlfühlt. Auf allen Plätzen ist genügend Bewegungsfreiheit vorhanden, der Kofferraum fasst mindestens 288 Liter.
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Kultiviert ist der 1,4-Liter-Vierzylinder-Diesel, der als Spitzenmotorisierung der Baureihe fungiert. Er leistet 90 PS und gibt maximal 220 Nm Drehmoment ab. Das klingt nicht nur gut, auch die Fahrleistungen passen, wir sitzen schließlich in einem Kleinwagen: Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert 14,1 Sekunden, und bei etwas über 170 km/h ist Schluss mit dem Vortrieb. Den Durchschnittsverbrauch haben wir im Testverbrauch bei 5,8 Litern pro 100 Kilometer ermittelt. Für die Kraftübertragung sorgte ein exzellent zu bedienendes Sechsgang-Handschaltgetriebe.
Ein vielsagendes Kapitel ist die Preispolitik. Mit dem 1,2-Liter-Einstiegs-Benziner und drei Türen steht der Rio zwar für einen Kampfpreis von 9.990 Euro in der Liste, doch eine Klimaanlage ist für dieses Modell nicht zu bekommen; seine Farbpalette beschränkt sich auf die Farbe Weiß. Wer auf gute Ausstattung Wert legt, muss schon tiefer in die Tasche greifen; das von uns getestete Modell kommt mit den entsprechenden Optionen auf über 20.000 Euro. Dieser Preis ist für das Gebotene noch immer angemessen, aber eben kein Schnäppchen mehr. Kia hat das frühere Preisdumping nicht mehr nötig, der Imagewandel scheint gelungen.
Hans Jürgen Eibel
Kia Rio 1.4 CRDi Spirit – Technische Daten: Fünftürige, fünfsitzige Limousine der Kompaktklasse, Länge 4,05 m, Breite 1,72 m, Höhe 1,46 m, Radstand 2,57 m, 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel, 90 PS bei 4.000 U/min, 220 Nm bei 1.750-2.750 U/min, 0-100 km/h in 14,2 s, Vmax 172 km/h, Verbrauch 4,3 l/100 km, 114 g CO2/km, Testverbrauch 5,9 l/100 km, Preis 18.390 Euro.
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